Gutenbergs Barrierefreiheit: Pre-Release-Arbeiten laufen auf Hochtouren

Vorgestern hat Joe Dolson vom WordPress Accessibility Team einen Bericht über die laufenden Arbeiten an Gutenbergs Barrierefreiheit veröffentlicht:

Gutenberg Accessibility Progress Report

Dolson berichtet, dass 5 Major Issues bereits gefixt worden sind, diese betreffen vor allem die Tastaturbedienbarkeit von Gutenberg. Weitere 12 Pull Requests sind noch offen, dazu kommen noch 89 weitere offene Probleme, die die Barrierefreiheit von Gutenberg betreffen.

Dolson berichtet, dass noch 23 weitere Pull Requests offen und zum Thema Barrierefreiheit gekennzeichnet sind, diese betreffen vor allem eine Entwicklung in Richtung barrierefreierer Arbeitsablauf bei der Veröffentlichung von Seiten und Beiträgen.

Man darf gespannt sein, wie viele dieser offenen Punkte beim für Mitte November geplanten WordPress Release 5.0 gefixt sein werden.

Wie lahm ist das denn? Über die Achtsamkeit bei der Wortwahl

Es gibt Worte, die werden ohne weiteres Nachdenken benutzt und niemand denkt sich etwas dabei – und doch sollte man zweimal drüber Nachdenken, ehe man sie ausspricht. Ein solches Wort ist “lahm”, und es wird in unserer heutigen Umgangssprache sehr oft  abwertend benutzt…. der Lahmarsch, die lahme Krücke, eine lahme Party, eine lahme Ausrede usw. usf.

Dabei heißt lahm zunächst einmal nichts anderes als beeinträchtigt oder behindert, wie ein lahmes Bein oder eine andere Lähmung der Gliedmassen.  Im Englischen heißt es nahezu gleichlautend “lame” und hat auch die selbe semantische Bedeutung. Lia Seth hat einen sehr lesenswerten und engagierten Artikel über die gedankenlose Benutzung des Wortes lahm/lame geschrieben:

https://medium.com/@LiaSeth/i-dont-want-to-hear-your-ableist-slurs-anymore-229538b9fc80

Vielleicht  ein Denkanstoss für den Alltag – die Macht der Wortwahl ist nie zu unterschätzen, und wer gedankenlos ein Wort wie lahm in herabsetzenden Zusammenhängen benutzt, baut die Barriere im Kopf auf.  Auch das gehört zum Thema Barrierefreiheit, eine achtsame Sprache zeichnet den Sprecher/Schreiber aus und vermeidet auch unbeabsichtigte Verbalinjurien.

Gutenberg: versöhnliche Töne vom Accessibility Team

Nachdem der neue WordPress-Editor Gutenberg bei den letzten Barrierefreiheitstests glatt durchgefallen ist, hat sich das WordPress Accessibility Team auf der gestrigen Teamsitzung auf einen diplomatischen Kurs geeinigt. Der neue Editor soll wie geplant mit dem WordPress Release 5.0 Mitte November ausgeliefert werden. Allerdings empfiehlt das Accessibility Team, gleichzeitig, ein Plugin mit anzubieten, das eine Umstellung auf den alten, klassischen WordPress-Editor ganz einfach ermöglicht.

Dazu wurde folgender Infotext vorgeschlagen:

“Do you use screen readers, screen zoom utilities, or other accessibility tools to use WordPress? You may have noticed that the new WordPress editor experience (Gutenberg) may still have issues with your tools. We’re still working on it. If you don’t mind testing and providing feedback, that would be super helpful! But we totally understand if that’s not possible. You can install the classic editor plugin while we keep working on making the new editor experience better and more accessible. Thank you for your patience and support as we make the WordPress editor experience better for everyone!”

Ich übersetze wörtlich:

“Benutzen sie Screen Reader, Zoom Hilfsprogramme oder andere Accessibility Tools mit WordPress? Dann wird ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass das neue WordPress Editor Erlebnis (Gutenberg) immer noch Probleme mit ihren Tools verursachen kann. Wir arbeiten daran. Wenn es ihnen nichts ausmacht zu testen und uns ihre Erfahrungen mitzuteilen, wäre das sehr hilfreich. Aber wir verstehen es auch vollständig, wenn das nicht möglich ist. Sie können das klassische Editor-Plugin installieren, während wir daran arbeiten, die neue Editor-Erfahrung besser und barrierefreier zu machen. Wir danken für ihre Geduld und ihre Unterstützung, während wir das WordPress Editor Erlebnis für alle besser machen!”

Das nenne ich eine super diplomatische Lösung! Hiermit wäre allen geholfen: den Benutzern assistiver Technologien und auch den Entwicklern des neuen Editors Gutenberg, die ihr Produkt gerne mit dem WordPress Release 5.0 live gehen sehen würden. Wer möchte, könnte Gutenberg verwenden, und wer den alten klassischen Editor benötigt, könnte ihn ganz einfach weiterhin einsetzen. Man darf gespannt sein, ob die WordPress-Entscheider dieser Empfehlung folgen werden und so eine praktikable Lösung für alle ermöglichen.