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Auch das noch: Gutenberg Release Candidate ist buggy

In der Teamkonferenz des WordPress Accessibility Teams letzten Freitag war der neue Editor Gutenberg wieder das Top-Thema. Dabei stellte sich heraus, dass viele Features gar nicht auf Barrierefreiheit getestet werden konnten, weil sie von Haus aus nicht funktionierten. So soll es zum Beispiel unmöglich sein, eine geschachtelte Liste (<ul>) mit Unterpunkten zu erstellen, und der Tabelleneditor läßt anscheinend auch schwer zu wünschen übrig.

Dabei soll morgen (Montag 12-11-2018) der Release Candidate von Gutenberg veröffentlich werden. Ein Release Candidate ist üblicherweise eine Software, die keine bekannten Bugs mehr enthält und so wie sie ist ausgeliefert werden kann. Der Tenor im Team Meeting war eindeutig: hier erhält der Begriff Release Candidate eine neue Definition, oder wie es ein Sprecher formulierte:

“”release candidate” appears to now mean “probably won’t blow up the server”.”

Frei übersetzt: “Release Candidate” scheint jetzt zu bedeuten: “wird wahrscheinlich nicht den Server hochgehen lassen”

Das ist, liebe Leser,  ganz schön starker Tobak. Man darf gespannt sein, in welchem Zustand der buggy-ness der neue Editor am Montag vorgestellt wird.

WordPress 5.0 Release verschoben auf Ende November

Wie gestern von Sarah Gooding mitgeteilt wurde, ist das Datum für das mit Spannung erwartete WordPress Release 5.0 auf Ende November verschoben worden:

WordPress 5.0 Release Date Update to November 27

Obwohl nur indirekt davon gesprochen wurde, dass der derzeitige Stand der Dinge in Sachen Gutenbergs Barrierefreiheit (besser gesagt, die nicht vorhanden Barrierfreiheit vieler Module) etwas mit der Verschiebung des Relase-Datums zu tun hat, spricht Gooding davon, dass es noch viele aktuelle Probleme und Pull Requests gibt, für deren Lösung noch Zeit gebraucht wird.

Man darf gespannt sein, ob die Option, den klassischen Editor weiterhin als Plugin mit auszuliefern, bis zum neuen Releasedatum verabschiedet und gebundlet wird. Es bleibt spannend…

Ich bin Accessibility-Aktivistin

Diese Vokabel, im Original „Accessibility activist“ habe ich im Web aufgeklaubt, und sie passt mir wie Latsch auf Pantoffel. Aktivistin, das hat auch was Kämpferisches und Radikales, und damit kann ich mich durchaus identifizieren. Ich meine das ernst mit dem barrierefreien Webdesign, es ist mir ein echtes Anliegen, meine Kunden bei der barrierefreien Gestaltung ihrer Webauftritte behilflich zu sein. Das hat viele Facetten, von einer rein technischen Bedienbarkeit mit der Tastatur und dem Screenreader über die barrierefreie Strukturierung und klare Gliederung angebotener Texte bis hin zu einer klaren, barrierefrei verständlichen Sprache, das Anwendungsspektrum der Barrierefreieheit ist weitgefächert.

Und je mehr ich lerne, um so klarer wird mir auch dass ich noch viel zu lernen habe und wahrscheinlich noch auf Jahre hinaus täglich etwas Neues in Sachen Barrierefreiheit lernen kann. Trotzdem werde ich nie alles wissen können, dafür ist das Gebiet einfach zu umfangreich. Aber ich bin dran, und ich bin in Diskussionen zum Thema auch durchaus ein bisschen ein Radikalinsky, eben weil ich davon überzeugt bin,  dass Barrierefreiheit speziell im Internet nicht nur wichtig, sondern auch notwendig und überaus qualitätsfördernd ist. Ich leihe mir da mal den Slogan einer Teamkollegin:  „Accessibility – for a brighter, clearer Web!

Das habe ich mir auf die Fahne geschrieben, und damit ziehe ich in dem Kampf, aber nicht verbissen, sonder guten Mutes und guter Laune. Es gibt viel zu tun – legen wir los!

Hnandgemalte Illustration: ein kleiner blauer Drache reitet zur Attacke
attacke

Gutenbergs Barrierefreiheit: Pre-Release-Arbeiten laufen auf Hochtouren

Vorgestern hat Joe Dolson vom WordPress Accessibility Team einen Bericht über die laufenden Arbeiten an Gutenbergs Barrierefreiheit veröffentlicht:

Gutenberg Accessibility Progress Report

Dolson berichtet, dass 5 Major Issues bereits gefixt worden sind, diese betreffen vor allem die Tastaturbedienbarkeit von Gutenberg. Weitere 12 Pull Requests sind noch offen, dazu kommen noch 89 weitere offene Probleme, die die Barrierefreiheit von Gutenberg betreffen.

Dolson berichtet, dass noch 23 weitere Pull Requests offen und zum Thema Barrierefreiheit gekennzeichnet sind, diese betreffen vor allem eine Entwicklung in Richtung barrierefreierer Arbeitsablauf bei der Veröffentlichung von Seiten und Beiträgen.

Man darf gespannt sein, wie viele dieser offenen Punkte beim für Mitte November geplanten WordPress Release 5.0 gefixt sein werden.

Wie lahm ist das denn? Über die Achtsamkeit bei der Wortwahl

Es gibt Worte, die werden ohne weiteres Nachdenken benutzt und niemand denkt sich etwas dabei – und doch sollte man zweimal drüber Nachdenken, ehe man sie ausspricht. Ein solches Wort ist “lahm”, und es wird in unserer heutigen Umgangssprache sehr oft  abwertend benutzt…. der Lahmarsch, die lahme Krücke, eine lahme Party, eine lahme Ausrede usw. usf.

Dabei heißt lahm zunächst einmal nichts anderes als beeinträchtigt oder behindert, wie ein lahmes Bein oder eine andere Lähmung der Gliedmassen.  Im Englischen heißt es nahezu gleichlautend “lame” und hat auch die selbe semantische Bedeutung. Lia Seth hat einen sehr lesenswerten und engagierten Artikel über die gedankenlose Benutzung des Wortes lahm/lame geschrieben:

https://medium.com/@LiaSeth/i-dont-want-to-hear-your-ableist-slurs-anymore-229538b9fc80

Vielleicht  ein Denkanstoss für den Alltag – die Macht der Wortwahl ist nie zu unterschätzen, und wer gedankenlos ein Wort wie lahm in herabsetzenden Zusammenhängen benutzt, baut die Barriere im Kopf auf.  Auch das gehört zum Thema Barrierefreiheit, eine achtsame Sprache zeichnet den Sprecher/Schreiber aus und vermeidet auch unbeabsichtigte Verbalinjurien.

Gutenberg: versöhnliche Töne vom Accessibility Team

Nachdem der neue WordPress-Editor Gutenberg bei den letzten Barrierefreiheitstests glatt durchgefallen ist, hat sich das WordPress Accessibility Team auf der gestrigen Teamsitzung auf einen diplomatischen Kurs geeinigt. Der neue Editor soll wie geplant mit dem WordPress Release 5.0 Mitte November ausgeliefert werden. Allerdings empfiehlt das Accessibility Team, gleichzeitig, ein Plugin mit anzubieten, das eine Umstellung auf den alten, klassischen WordPress-Editor ganz einfach ermöglicht.

Dazu wurde folgender Infotext vorgeschlagen:

“Do you use screen readers, screen zoom utilities, or other accessibility tools to use WordPress? You may have noticed that the new WordPress editor experience (Gutenberg) may still have issues with your tools. We’re still working on it. If you don’t mind testing and providing feedback, that would be super helpful! But we totally understand if that’s not possible. You can install the classic editor plugin while we keep working on making the new editor experience better and more accessible. Thank you for your patience and support as we make the WordPress editor experience better for everyone!”

Ich übersetze wörtlich:

“Benutzen sie Screen Reader, Zoom Hilfsprogramme oder andere Accessibility Tools mit WordPress? Dann wird ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass das neue WordPress Editor Erlebnis (Gutenberg) immer noch Probleme mit ihren Tools verursachen kann. Wir arbeiten daran. Wenn es ihnen nichts ausmacht zu testen und uns ihre Erfahrungen mitzuteilen, wäre das sehr hilfreich. Aber wir verstehen es auch vollständig, wenn das nicht möglich ist. Sie können das klassische Editor-Plugin installieren, während wir daran arbeiten, die neue Editor-Erfahrung besser und barrierefreier zu machen. Wir danken für ihre Geduld und ihre Unterstützung, während wir das WordPress Editor Erlebnis für alle besser machen!”

Das nenne ich eine super diplomatische Lösung! Hiermit wäre allen geholfen: den Benutzern assistiver Technologien und auch den Entwicklern des neuen Editors Gutenberg, die ihr Produkt gerne mit dem WordPress Release 5.0 live gehen sehen würden. Wer möchte, könnte Gutenberg verwenden, und wer den alten klassischen Editor benötigt, könnte ihn ganz einfach weiterhin einsetzen. Man darf gespannt sein, ob die WordPress-Entscheider dieser Empfehlung folgen werden und so eine praktikable Lösung für alle ermöglichen.

Gutenberg im Accessibility Test glatt durchgefallen

Der mit Spannung erwartete Testbericht des WordPress Accessibility Teams ist am 29.10. veröffentlicht worden, hier können sie die Details nachlesen:

Report on the Accessibility Status of Gutenberg

z:

Der wegen mangelnder Barrierefreiheit ins Kreuzfeuer geratene neue WordPress-Editor Gutenberg ist noch einmal auf Herz und Nieren getestet worden, und für nicht gut befunden. Joe Dolson zieht folgende Schlußbilanz:

“The accessibility team will continue to work to support Gutenberg to the best of our ability. However, based on its current status, we cannot recommend that anybody who has a need for assistive technology allow it to be in use on any sites they need to use at this time.”

Ich übersetze wörtlich:

“Das Accessibility Team wird weiterhin nach bestem Vermögen an der Unterstützung von Gutenberg arbeiten.  Wir können allerdings zum jetzigen Zeitpunkt, begründet in seinem aktuellen Status, nicht empfehlen dass ihn irgendjemand, der auf asssistive Technologien angewiesen ist, auf irgendeiner Webseite die benutzt werden muss einsetzt.”

Das, liebe Leser,  nennt man eine Klatsche, oder auch einen glatten Durchfall. Man darf gespannt sein, was dieses miserable Testergebnis für das für Mitte November geplante WordPress Release 5.0 bedeutet.

Gutenberg Adieu -wie man den ungeliebten Editor wieder los wird

In der gestrigen Ausgabe von The WHip war ein Artikel zur Deaktivierung des ungeliebten und umstrittenen neuen WordPress-Editors Gutenberg, den ich ihnen nicht vorenthalten will:

How to Disable the Gutenberg WordPress Editor (Need More Time)

Es geht darum, wie man den voraussichtlich ab Mitte November mit dem neuen WordPress-Release ausgelieferten Gutenberg deaktivieren kann. Zu diesem Zweck gibt es bereits zwei Plugins:

Classic Editor

Disable Gutenberg

Man ist also nicht auf Gedeih und Verderb auf den neuen Gutenberg angewiesen, sondern kann auf den klassischen WordPress-Editor zurückgreifen. Dies ist zumindest eine gute Interimslösung. Inwieweit zukünftige Gutenberg-Versionen für Benutzer mit assistiven Techologien benutzbar(er) sein werden, wird die Zukunft weisen. Bis dahin: Adieu Gutenberg, Welcome klassischer Editor !

Gutenberg gerät unter stärkeren Beschuss

Während das internationale WordPress Accessibility Team noch am Bericht über die letzten Gutenberg Barrierefreiheits Test feilt, hat sich überraschend Schützenhilfe von anderer Stelle angekündigt. Die Vereinigung der akademischen WordPress-Benutzer WPCampus hat in einem Bolgartikel vom 24. Oktober einen Accessibility Audit für den neuen WordPress-Editor eingefordert, nachzulesen hier:

WPCampus Releases Gutenberg Accessibility Audit RFP

WPCampus legt den Focus auf die Einhaltung des Barrierefreiheit  Level AA nach WCAG 2.0, und weist ausdrücklich darauf hin, dass eine Nichteinhaltung dieses Standards nicht nur nachlässig, sondern in vielen Ländern, besonders in USA und der EU, auch ungesetzlich ist. Da das nächste WordPress-Release 5.0 bereits für Mitte November geplant ist, ist der Einreichungsschluss für den  Audit auf 7. November gesetzt.

Währenddessen arbeitet das WordPress Accessibility Team mit Hochdruck am neuesten Testbericht über Gutenbergs mehr oder minder vorhandene Barrierefreiheit. Dies war auch das führende Thema der letzten Teamkonferenz am 26.10.  Und es sieht duster aus, die kürzlich stattgefundenen Accessibility Tests haben zum Teil verheerende Resultate geliefert. Es wurde wegen des knappen Zeitplanes darauf verzichtet, im Testbericht alle aufgefundenen Probleme aufzuführen, stattdessen konzentriert man sich auf diese fünf Themengruppen:

  • Cognitive Load & Complexity (kognitive Belastung &Komplexität)
  • Inconsistent User Interface Behavior (Unberechenbares User Interface Verhalten)
  • Dependency on Accessibility Anti-Patterns (Abhängigkeit von Barrierefreheits Anti-Mustern)
  • Dependency on Keyboard Shortcuts (Abhängigkeit von Tastaturkurzbefehlen)
  • Complex Keyboard Navigation Using Standard Methods (Hochkomplexe Tastaturnavigation mit Standardmitteln)

Der Bericht soll am nächsten Montag, den 29.10. 2018 veröffentlicht werden. Man darf gespannt sein, ob er die WordPress-Verantwortlichen zum Umdenken in Sachen Gutenberg bringt.

 

Gutenberg im Kreuzfeuer: wie barrierefrei ist der neue WordPress-Editor wirklich?

Auf dem letzten öffentlichen Meeting des internationalen WordPress Accessibility Teams am Montag, den 22.10.2018 wäre es beinahe zum Eklat gekommen. Auf der Agenda standen unter anderem:

“4. Communication plan for the Gutenberg accessibility feedback
5. Accessibility feedback on Gutenberg: be kind, open, transparent, professional”

Es ging also um die Umgehensweise mit dem neu entwickelten Editor Gutenberg, und dessen vorhandene oder nicht vorhandene Barrierefreiheit, die ja schon länger in der Öffentlichkeit thematisiert wird.

Dabei gerieten eine Vertreterin der User mit assistiven Technologien und ein Mitglied des Gutenberg Developer Teams heftig aneinander. Die Verteterin der gehandicappten Fraktion traf folgende Aussage  über das aktuelle Gutenberg -Release:

” I think that may be part of what is missing from all of this, referencing Joe‘s post about how individual parts of Gutenberg are great, but it’s the overall experience that causes significant issues.”

Ich übersetze wörtlich: “Ich denke, das ist einer der fehlenden Teile,bezüglich Joe’s Beitrag darüber, dass individuelle Teile von Gutenberg großartig sind, aber es ist die allgemeine Bedienbarkeit, die einen signifikanten Problemkreis dastellt”

Sie bezog sich dabei auf die letzten Tests, bei denen die mangelnde Tastaturbedienbarkeit einer der grossen Diskussionspunkte war.

Der Gutenberg-Entwickler argumentierte dagegen:

“Just a small note about Gutenberg accessibility VS classic editor. I don’t think it makes sense to compare how these two relates. Gutenberg is meant for the whole site editing (even if it’s not at the moment) which means it’s the customizer + editor + menus + widgets at the same time. So yes, it’s by definition more complex that’s why we can’t compare these two directly. We need to think about the whole picture”

Ich übersetze wörtlich:

“Nur eine Randnotiz über die Barrierefreiheit von Gutenberg gegenüber dem klassischen Editor. Ich glaube es macht keinen Sinn, diese beiden einem direkten Vergleich zu unterstellen. Gutenberg ist dafür gedacht, eine ganze Webseite zu editieren (auch wenn er es im Moment noch nicht tut), das heißt er ist der Customizer+Editor+Menüs+Widgets gleichzeitig. Also ja, er ist nach Definition komplexer (als der klassische Editor, Anm.d.Ü.), deswegen können wir die beiden nicht direkt miteinander vergleichen. Wir müssen an das gesamte Bild denken.”

In der darauf folgenden Debatte blieb der Gutenberg- Entwickler bei seinem Standpunkt, man könnte hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, während die Vertreterin der User mit assistiven Technologien den Standpunkt vertrat, dass ein Vergleich zwischen dem klassischen Editor und Gutenberg nicht nur erlaubt, sondern essentiell notwendig sei.

Dabei argumentierte sie, dass Gutenberg den klassischen Editor ersetzen wird, und deswegen auch als Editor für Beiträge und Seiten in WordPress gewertet werden muss, egal was er sonst noch können sollte. Und als Beitrags-Editor ist Gutenberg nach dem jetzigen Stand der Dinge in Sachen Barrierefreihet noch meilenweit von WCAG-Standards entfernt, da eine durchgängige Tastaturbedienbarkeit nicht gegeben ist.

Die Debatte wurde nach einem kontroversen Schlagabtausch ohne Konsens durch den Diskussionsleiter beendet.

Meine persönliche Meinung dazu: warum soll Gutenberg in Zukunft als eierlegende Wollmilchsau fungieren und nicht nur das Editieren von Beiträgen, sondern auch die Umkonstruktion der gesamten Webseite erlauben? Ich halte das für blanken Unsinn, schließlich wollen meine Redakteure und Mitarbeiter einfach ihre Blog-Beiträge schreiben können, und sollen und wollen gar nicht in die Site-Architektur eingreifen. Der Schuß wird meiner Meinung nach nach hinten losgehen, denn wenn es jedem erlaubt wird, im Editor Menüs umzubauen, Widgets nach Belieben einzusetzen und im Customizer das Design der ganzen Site zu verändern, dann ist das Chaos vorprogrammiert.

Man kann gespannt sein, was die nächsten Accessibility Tests von Gutenberg ergeben – ich bin skeptisch. Man hätte bei der Neuentwicklung des Editors (auf Basis von React.js) von Anfang an die Barrierefreiheit mit berücksichtigen müssen. Sie jetzt nachträglich irgendwie aufzupfropfen kann eigentlich nur in die Hosen gehen. Ich bin schon sehr neugierig, wie sich die Debatte weiter entwickelt. Das nächste Accessibilty Team Meeting ist an diesem Freitag, ich werde teilnehmen und Bericht erstatten!