Jedermann kennt das Behinderten-Signet mit dem Rolli, überall auf der Welt. Ich verwende es auch in meinem Logo:

Es wurde 1968 von einer dänischen Design-Studentin entworfen und macht universal darauf aufmerksam, dass es sich hier um Personen mit besonderen Bedürfnissen handelt, die mit besonderer Aufmerksamkeit und Achtung zu behandeln sind. Das Rolli-Logo spricht eine universale Sprache, es ist simpel und doch einprägsam.
Brauchen wir ein neues Logo, oder gar mehrere?
93% aller behinderten Personen auf der Welt benutzen gar keinen Rollstuhl. Oder es gibt überhaupt gar keine äusserlich sichtbaren Merkmale ihrer Behinderung, Schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen sind oft genug unsichtbar – man denke nur an psychische Erkrankungen, oder auch an Diabetes, Asthma, oder Morbus Crohn, um nur einige wenige zu nennen.
Dieser Tatsache nimmt sich die Initiative Visability93 an. Ihre Gründer, Liam Riddler und Lisa Carrana, führen die Diskussion darüber an, ob es notwendig ist für die unsichtbaren Arten von Behinderungen eigene Logos zu verwenden. Bisher gibt es 29 neue Entwürfe von Icons für unterschiedliche Erkrankungen, die zur Diskussion gestellt werden.
Dabei weisen Riddler und Carrana auch deutlich darauf hin, dass es in vielen Situationen gar nicht legal ist, eine behinderte Person nach der genauen Art ihrer Erkrankung zu fragen. Es geht niemenden etwas an, warum ein behinderter Mitmensch einen eigenen Parkplatz, einen bevorzugten Sitzplatz im Konzertsaal oder Zugang zu einer behindertengerechten Toilette benötigt.
Nähere Einzelheiten über die Diskussion finden sie hier in diesem Artikel der Fast Company:
https://medium.com/fast-company/does-the-universal-symbol-for-disability-need-to-be-rethought-6b43e66d3cd1
Das ist die Crux: es geht niemanden etwas an
Meiner persönlichen Meinung nach ist die Diskussion zwar löblich, aber sie geht am richtigen Leben ziemlich weit vorbei. Wenn es denn ein Icon z.B. für Schizophrenie gibt, und ich als Betroffener dieses beispielsweise an meiner Windschutzscheibe für die Berechtigung für den Behindertenparkplatz anbringe, verkünde ich damit der Welt lauthals die genaue Art meiner Erkrankung.
Diskriminierung ist leider an der Tagesordnung
Es ist ein leider immer noch feststehender Fakt, dass besonders Menschen mit geistigen Behinderungen in der realen Welt diskriminiert und herabgewürdigt werden. Oft genug werden Depressionspatienten als Simulanten diskreditiert, Psychosekranke als gemeingefährlich gebrandmarkt, Schizophrene als Spinner abgetan. Ihnen jetzt mit den neuen Icons ein deutlich lesbares Etikett aufzukleben nützt niemandem, ganz im Gegenteil, es öffnet der Diskriminierung Tür und Tor. Das halte ich für gefährlich und kontraproduktiv, deswegen beziehe ich klar Stellung und sage: Lasst uns den Rollifahrer als universelles Symbol behalten. Die neuen Icons sind zwar gut gemeint, aber sie bringen mehr Schaden als Nutzen.