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WordPress: 28% Marktanteil, aber Barrierefreiheit muss man suchen

Nahezu jeder, der sich heutzutage mit Webdesign beschäftigt, kommt an der freien Blog-Software WordPress nicht vorbei – auch diese Seite läuft mit WordPress.

Die WordPress-Erfolgsstory

Hier ist ein interessanter Artikel über die aktuelle Popularität von WordPress mit ganz erstaunlichen Statistiken:

Writing About WordPress? Here’s Where to Get Your Statistics From

Ich zitiere und übersetze mal ein paar Zahlenbeispiele:

  • WordPress beherrscht ca. 50-60 % des globalen CMS-Marktes

  • ca. 15.886.000 Websites insgesamt laufen mit WordPress

  • In jeder Sekunde werden ca. 17 WordPress-Beiträge weltweit veröffentlicht

Das  sind ganz erstaunliche Zahlen für eine an sich “kleine” OpenSource-Lösung, die vor Jahren als Blogsoftware für Endanwender angefangen hat. Inzwischen wird WordPress weltweit als CMS (Content Management Software) gehandelt. Darüber kann man trefflich streiten, aber das gehört hier nicht zum Thema. Fakt ist, dass WordPress eine Riesen-Erfolgsstory hingelegt hat, und die Popularität noch weiter wächst.

Die Kehrseite der Medaille

Nur ein verschwindend geringer Anteil der erhältlichen Themes (Designvorlagen) ist allerdings für die Erstellung barrierefreier Webseiten geeignet.

Auf wordpress.org werden gerade einmal 129 der über 14800 (Stand: Juli 2017)  frei erhältlichen Themes als “Für Barrierefreiheit geeignet” oder “Accessibility ready” geführt. Das ist eine klägliche Bilanz.

Und das ist nur die Statistik für die kostenlosen Themes, die professionell gegen Bezahlung erhältlichen Themes lasse ich hier mal aussen vor, das sind noch einmal ein paar10.000. Meine Erfahrung in vielen Projekten hat aber gezeigt, dass hier auch nur ein verschwindend geringer Anteil die Anforderungen der Barrierefreiheit nach WCAG 2.0 berücksichtigt.

Licht am Horizont?

Es ist allerdings eine Trendwende spürbar, das Thema Accessibility/Barrierefreiheit findet auch in der weltweiten WordPress-Gemeinde immer mehr Beachtung.

Im neuesten Release von WordPress (4.8.1) ist auch tatsächlich etwas an der Logik für die Alt-Texte für Bilder neu programmiert worden, man erhält jetzt eine Fehlermeldung wenn man vergißt den Alt-Text einzugeben. Ich muss mir dieses Feature noch genauer anschauen, aber zumindest bewegt sich da mal etwas in die richtige Richtung.

Die Logik für die Alternativtexte war nämlich in allen vorhergehenden Releases “buggy,” also mit einem schweren Fehler behaftet, da stimmte der Datenbankeintrag nicht mit dem tatsächlich verwendeten Alt-Text im visuellen Editor überein. Ich werde das in einem anderen Artikel noch einmal genauer überprüfen, es ist zu wünschen dass dieser kapitale Bug endlich bereinigt wurde.

Barrierefreiheit zahlt sich aus: die 5 besten Argumente für ihre Kunden

Ich habe auf wpmudev.org einen sehr interessanten Artikel gefunden, der sich mit dem Thema befasst: wie verkaufe ich Barrierefreiheit an meine Kunden? Hier ist der Link:

How to Sell Accessibility to Your Clients

Der Artikel ist sehr Hands-On und einfach pragmatisch geschrieben. Ich finde ihn sehr erfrischend, weil er das Thema nicht von der ideologischen Seite her beleuchtet, sondern aus einem rein praktischen “Common Sense”-Blickwinkel.

Ich fasse hier mal kurz die fünf Argumente für Barrierefreiheit für ihre Kunden zusammen und übersetze:

  1. Es ist einfach das Richtige
  2. Es ist gute Werbung (PR)
  3.  Es eröffnet den Zugang zu einem weitaus grösseren Publikum
  4. Es ist essentiell für die Einhaltung der geltenden Web Standards (Was auch die Performance verbessert)
  5. Es ist gut für  SEO (Suchmaschinenoptimierung)

Das kann ich nur unterschreiben! Der Artikel untermauert alle fünf Argumente mit praktischen Beispielen, und ich finde die Autorin hat einen sehr geradlinigen und verständlichen Stil, der gleichzeitig informiert und die Sache nicht so verbissen angeht. Gut gemacht, unterhaltsam und trotzdem fachlich hochinteressant. Viel Spaß beim Nachlesen!

Bahnbrechendes Urteil in den USA: Recht auf barrierefreies Online-Shoppen

Am 13. Juni 2017 ist in Florida, USA ein spektakuläres Urteil in Sachen Barrierefreiheit gefällt worden, das sehr wahrscheinlich Konsequenzen für eine riesige Zahl von Online-Shops in Amerika haben wird.

Richter Robert Scola entschied für Mr. Gil im Fall Juan Carlos Gil gg. Winn-Dixie Stores, Inc. (case no. 16-23020). Er sah es als erwiesen an, dass die Winn-Dixie Lebensmittelkette gegen die ADA (Americans with Disabilities Act) verstieß.

Es ging dabei nicht um die Ladenkette, sondern um den Online-Shop von Winn-Dixie. Mr. Gil ist blind und auf einen Screenreader angewiesen. Allerdings war sein JAWS screen reader tool nicht in der Lage, bestimmte Features auf der Webseite von Winn-Dixie anzusteuern, er berichtete dass er 90% der Tabs auf der Seite noch nicht einmal öffnen konnte. Während des Gerichtsverfahrens wurde dies von Experten nachvollzogen, diese bestätigten die Nicht-Zugänglichkeit der Website.

Winn-Dixie wurde dazu verurteilt, innerhalb einer Frist von 3 Jahren ihre Webseite barrierefrei zu gestalten. Sie müssen keine Strafe an Mr. Gil zahlen, aber die Kosten für den Umbau werden auf über 250.000 $ geschätzt.

Mr. Gil hat in 70 Fällen Rechtsmittel wegen des Verstosses gegen die ADA eingelegt. Dies könnte der Beginn einer Welle von ADA-Klagen gegen Webseitenbetreiber sein, mit einer grossen Wahrscheinlichkeit für die Betroffenen, die Klagen auch zu gewinnen.

Quelle (Übersetzung und Zusammenfassung) des Artikels von wpmudev.org

Is Your Website Accessible? If Not, You Could Be Violating the ADA